Zu einem besonderen “Betriebsausflug” haben sich heute 16 Kameraden aus Kiho und Stelle zum Besuch auf Wache 4 der Berufsfeuerwehr (BF) Hannover am Tönniesberg aufgemacht. Unser Kollege Maik – in seiner Freizeit in der FF Stelle aktiv – ist dort hauptberuflicher Feuerwehrmann und konnte uns in seiner Bereitschaftszeit einen sehr interessanten Rundgang bieten.
Die Diensteinteilung bei der BF ist dabei für Außenstehende etwas verwirrend, aber am Ende doch nachvollziehbar. Um trotz 24-Stunden-Schichtzeit auf eine 40-Stunden-Woche zu kommen, werden mehrere Dienstzeiten (12h), Bereitschaftszeiten (12h) und der nötige Freizeitausgleich geschickt verschachtelt. Eine Feuerwache muss eben immer einsatzbereit sein. Jeder BF-Mitarbeiter hat auf “seiner” Wache einen eigenen Ruheraum und Bett, es ist also fast sein zweites Zuhause. In Maiks Dienstplan ist für jeden Tag seine Funktion vorher festgelegt, ob er bei Alarm den Rettungswagen, die Drehleiter oder ein Löschfahrzeug besetzt. Und auf diesem Fahrzeug fährt er dann während der ganzen Schicht.
Apropos Fahrzeuge: natürlich waren alle Besucher besonders am Fuhrpark der Wache 4 interessiert. Kein Wunder, denn das Gebäude der Wache ist schon recht alt, eher unspektakulär, und hat nicht einmal eine Rutschstange! Und etwas Privatsphäre wollten wir den Kameraden auch zugestehen.
Zunächst schauten wir uns also das erst 2016 in Dienst gestellte Löschfahrzeug HLF 20 an – auf der letzten Interschutz (2015) noch als Neuheit vorgestellt und gleich bei der BF im Einsatz. Vollgepackt mit sehr viel Werkzeug und Material ist es ein Universalkämpfer für fast alle Einsatzlagen. Die Wache hat insgesamt drei HLF, alle gleich bestückt und nahezu identisch.
Beim Rundgang durch die Geräteräume stellten wir erfreut fest, daß wir die meisten Werkzeuge selbst gut kennen oder sogar auf unseren Fahrzeugen herumfahren. Nur die Art der Unterbringung in den Geräteräumen war in dem modernen Laster viel kompakter, übersichtlicher und ergonomischer. Da die Kollegen der BF nur mit 4 Personen das Fahrzeug besetzen (wir dagegen mit 9), ist auch im Innenraum mehr Platz und kann so noch mehr Material aufnehmen. Für den Maschinisten ist die technische Fahrzeugausstattung ein Traum, allein die zuschaltbare Hinterachslenkung ist bestimmt höchst witzig. Allerdings ist dies Feature in engen Straßenverhältnissen mit zugeparkten Kurvenbereichen leider auch nötig und verlangt Übung, um nicht mit dem Heck anzustoßen, wie Maik betonte.
Der schon etwas ältere Rettungswagen (RTW), den wir uns anschließend im Detail ansehen durften, war für die meisten von uns dagegen eine andere Welt. Defibrillator, Sauerstoffversorgung, Medikamente und ärztliches Verbrauchsmaterial sind bei uns natürlich nicht zu finden. Bekannt waren uns nur das Spineboard, die Schaufeltrage, Stiffneck, Beatmungsbeutel, Erste-Hilfe-Material und die Infektionsschutzhandschuhe…
Auf Wache 4 befindet sich noch die Schlauchwerkstatt und das Gerätelager für alle Feuerwehrwachen der BF Hannover. Dort werden auch Wartung und einfache Reparaturen durchgeführt (alles außer Atemschutz und Höhenrettung). Zusätzlich stehen dort noch eine ganze Reihe von Sonderfahrzeugen, durch deren Hallen uns Maik auch noch führte – die Highlights also zum Schluss.
Auf einem Laster aufgesattelt war ein Abrollbehälter (AB) Wasserförderung von Hytrans Fire Systems zur Verlegung und Betrieb eines bis zu knapp 2 km langen F-Schlauchs (150mm Innendurchmesser), der für die Förderung von großen Wassermengen verwendet wird und u.a. beim Moorbrand im Meppen im Einsatz war.
Mit einer F-Leitung und der eingebauten Pumpe können 4.000 l/min gefördert werden, bei Doppelleitung setzt die Pumpe mit 6.000 l/min die Grenze. Allerdings ist der Schlauch selbst leer schon so schwer, daß er mit einer maschinellen Verlegevorrichtung aus dem Container abgespult und auch maschinell wieder aufgenommen werden muss (bei langsamer Fahrt). Kupplungsschlüssel und Absperrschieber sind in Größe “F” recht beeindruckend weit und groß. Tragbare Wasserwerfer und Tauchpumpen finden sich mit an Bord.
Es ist verständlich, daß dieses Spezialgerät nur selten zum Einsatz kommt und dann von besonders ausgebildeten Kräften gefahren und bedient wird. (C) Fa. Hytrans Fire Systems
Ein zweites Spezialfahrzeug (GW Wasserrettung) gehört der Taucherstaffel, bei der Maik auch zum Team gehört. Es ist ein geländefähiger MAN-Lastwagen (18-Tonner) mit festem, großen Kabinenaufbau und Kran. Auch dies Fahrzeug wird mit vier Personen besetzt und führt allerlei Material zur Wasserrettung mit. Im hinteren Teil legen zwei Einsatzkräfte schon auf den Anfahrt ihren Trockenanzug (es ist ja nicht immer Sommer) und Tauchzeug an, die beiden vorn sitzenden Kameraden rüsten sich dann an der Einsatzstelle aus. Das oft benötigte Schlauchboot sowie einen Eisretter haben sie am Fahrzeug als Anhänger stets mit dabei.
Weitere Sonderkomponenten sind auf Abrollbehältern hier stationiert. Im Einsatzfall werden sie von einem Wechselladerfahrzeug aufgesattelt und zur Einsatzstelle gebracht. So kann man zwar nicht sofort losfahren, sondern braucht knapp 10 min zum Aufladen/Umladen, aber es ist nicht ständig ein ganzes Fahrzeug für die Spezialaufgabe blockiert. So z.B. der Abrollbehälter mit CO2-Löschmittel: ein Container voll gepackt mit vielen dutzenden von CO2-Gasflaschen, fest verzurrt und über Ventile und Rohrleitungen angeschlossen. Mit Hebeln lassen sich jeweils 6er-Gruppen öffnen und stellen an einer Schlauchleitung auf einer Haspel CO2-Gas z.B. zum Fluten von Räumen in Schalträumen oder Umspannanlagen zur Verfügung.
Wenn einmal mit viel Pulver gelöscht werden muss, steht der AB Pulver zur Verfügung. Er hat 2 x 1.500 kg Löschpulver an Bord und einen Pulverwerfer auf dem Dach.
Ein anderer Abrollbehälter ist mit etwa einem Dutzend IBC oder Gitterboxen voller Schaummittel (verschiedener Sorten) beladen, um bei einem Großbrand viel Schaummittel an einen Einsatzort bringen zu können. Wieder ein AB enthält leere IBC Container, um bei Einsatzlagen mit Schadstoffaustritt die Chemikalien auffangen zu können. Noch ein AB Hochwasser enthält das Material für einen Hochwassereinsatz, u.a. leere Sandsäcke und Füllvorrichtungen. Noch zwei Abrollbehälter sind als Ladeboden ausgeführt (also ohne Seitenwände) und hatten Anbauteile (Schaufeln, Greifer) für ihren Komatsu-Radlader und anderes schweres Transportgerät verzurrt. Der Radlader fährt bei Einsätzen in der Nähe auf eigenen Rädern zum Einsatz, weitere Strecken ebenfalls auf einem LKW mit einem Ladeboden.
Sicherlich gab es noch weitere Abrollbehälter, die wir uns aber nicht mehr alle angesehen haben.
Wir konnten beim heutigen Termin wieder mal sehen, wie vielfältig die Aufgaben bei der BF allein hier in Wache 4 sind. Die anderen Wachen in Hannover haben ebenfalls Sonderaufgaben: zum Beispiel die Wache 3 mit dem Thema Atemschutz und ABC-Gefahrenabwehr, die Wache 5 mit der schweren technischen Hilfeleistung.
Natürlich sind hier auf Wache 4 noch weitere Rettungswagen, eine Drehleiter DLK-23/12, kleine und größere Transportfahrzeuge (GW Logistik) sowie PKW im Fuhrpark (KdoW, ELW) stationiert, aber den tatsächlich am meisten bewegten Gerätewagen hat Maik uns erst am Ende gezeigt, als er wieder zurückkam: das Fahrzeug der Tierrettung (GW Tier). Es ist ein VW Crafter Kombi, mit zwei Feuerwehrkräften besetzt und fährt im Sommer 5 – 10 mal am Tag hinaus, um verletzte Vögel oder Wildtiere einzufangen, zum Tierarzt oder wieder in die freie Natur zu bringen. Im Winter ist es dagegen für GW Tier etwas ruhiger. Neben den Transportboxen sind auch Schlangenhaken, Blasrohr und Narkosegewehr, Imkeranzug, Beißschutzhandschuhe u.v.m. dabei, um Tieren in Not zu helfen.
Nach so vielen Informationen und Eindrücken war abschließend ein Besuch beim örtlichen Schnellimbiss geradezu zwingend erforderlich, um die Energiereserven wieder aufzutanken. Besonderen Dank an Maik für die spannende Führung und Maurice für die Fotos und die Organisation des Ausflugs. [PS]