14.10.2020 – Menschenrettung bei Wind und Wetter

Technische Hilfeleistung bedeutet nicht immer, dass wir verletzte Personen mit schwerem Gerät aus verunfallten PKW befreien müssen. Gottseidank wurden wir -trotz regelmäßigem Training- noch nie vor diese Herausforderung gestellt, seitdem unser Hilfeleistungssatz 2016 / 2017 im LF8 verbaut wurde.

Aber die Wahrscheinlichkeit, dass wir zu einer technischen Hilfeleistung gerufen werden, ist deutlich höher, als zu einem Brandeinsatz. Gemäß der gerade veröffentlichten Einsatzstatistik mussten die niedersächsischen Feuerwehren im Jahr 2019 zu 23.869 Brandeinsätzen und 57.679 Technischen Hilfeleistungen ausrücken. Bei 107.615 Gesamtereignissen bedeutet dies 22% Brandeinsätze und 54% Hilfeleistungen. Daneben wird noch unterteilt in blinden, böswilligen und sonstige Alarme. So ungefähr sind die Einsatzzahlen auch bei uns in Kirchhorst verteilt.

Deshalb heben die Gruppenführer die Ausbildung unserer Einsatzkräfte bei technischen Hilfelagen auch immer wieder in den Dienstplan. Zuletzt am letzten Dienstabend: Auf einer Autobahnüberführung über die A7 begegnen sich in der Abenddämmerung ein Fahrrad und ein PKW. Der Fahrradfahrer muss ausweichen und wird dabei über die Seitenplanke geschleudert. Er bleibt verletzt und bewegungsunfähig mittig auf dem etwa 13 Meter hohen Abhang liegen. Ein Einsatz für die Freiwillige Feuerwehr Kirchhorst!

Alarmiert werden unser TLF und das LF durch unsere „Übungsleitstelle“ Peter mit dem MTF. Nach kurzer Verzögerung haben die Gruppenführer die Koordinate ND 604058 anhand der Waldbrandeinsatzkarte in eine Ortsangabe übersetzt und die Fahrzeuge verlassen das Gerätehaus. Heute unter Alarmbedingungen mit Martinhorn und Blaulicht, um unsere Maschinisten in einer Stresssituation zu schulen.

Das Tanklöschfahrzeug erreicht die Einsatzstelle als erstes. Gruppenführer Klaus lässt sich durch den „PKW-Fahrer“ in die Situation einweisen. Der Angriffstrupp soll sich, durch den Absturzsicherungssatz gesichert, zu der verletzten Person herunterlassen, eine Erstversorgung vornehmen und den Verunfallten auf unserem Spineboard transportfähig sichern. Keine leichte Aufgabe für Fabian und Eddie, die sich bei konstantem Nieselregen und beginnender Dunkelheit ausrüsten und an der Leitplanke für den Abgang sichern müssen.

Um dem Angriffstrupp seine Arbeit etwas zu erleichtern, erhält die LF-Besatzung den Befehl, die Einsatzstelle von unten auszuleuchten. Dazu werden der stationäre und der mobile Lichtmast des LF eingesetzt. Nachdem diese Aufgabe erledigt war, unterstützten die Einsatzkräfte oben auf der Brücke ihre Kameraden.

Mit vereinter Kraft wurde die Übungspuppe schließlich auf das Spineboard und danach auf den als Schienen ausgelegten Steckleiterteilen über die Planke verbracht. Glückliches Übungsende! In seiner Übungskritik machte Maurice, der die Übung gemeinsam mit Peter und Sven ausgearbeitet hatte, deutlich, dass nicht alles reibungslos funktionierte: Für den mobilen Lichtmast wird immer die mobile Kabeltrommel eingesetzt. Alle Einsatzkräfte müssen wissen, wo das Befestigungsmaterial für das Spineboard auf dem LF verlastet ist. Und zum Einsatz des Absturzsicherungssatzes ist die Kenntnis über die relevanten Knoten zur Eigensicherung unerlässlich. Aber das ist ja auch der Sinn unserer Übungsdienste. Dinge festzustellen, die (noch) nicht funktionieren. Und sie beim nächsten Mal besser machen! Herzlichen Dank an die Übungsleiter, die uns wieder ein tolles Praxis-Szenario erstellt haben!