04.03.2020 – Kleine Übung – große Anstrengung

Gestern Abend ging es für die anwesenden Einsatzkräfte der Feuerwehr Kirchhorst um das Suchen, Auffinden und die Rettung bewegungsunfähiger Personen. OK, werden da bestimmt einige von Euch Lesern sagen, ist doch kein Thema. Wen ich sehe, den kann ich auch retten. Das ist natürlich richtig und gilt auch für uns Feuerwehrleute.

Was ist aber, wenn Du nichts mehr siehst? Wenn Dir Dein Truppmitglied die -behandschuhte- Hand vor das Gesicht hält, und Du sie trotzdem nicht siehst? Dann wird das vermeintlich einfache Auffinden einer verletzten Person in überschaubaren Räumen, die wir sogar sehr gut kennen (Mannschaftsraum, Fahrzeughalle und Umkleidecontainer), zu einer echten Herausforderung. Für uns ist das kein unwahrscheinliches Szenario, eine Personensuche in verrauchter Umgebung ist jederzeit denkbar.

Um also realistische Voraussetzungen für die Atemschutzgeräteträger und die anderen Kameradinnen und Kameraden zu schaffen, wurden die Räumlichkeiten verdunkelt. Zusätzlich nutzten alle Ihre Flammschutzhauben, um die Sicht auf Null zu reduzieren. Welche Sinne sind uns bei dieser Übung also noch geblieben? Hören, Tasten und Sprechen. Gerade die Absprache im Trupp ist wichtig gewesen. Wichtig um einen Raum, in dem sich natürlich auch Hindernisse befanden, komplett abzusuchen und sich als Trupp nicht zu verlieren. Unsere Rückzugssicherung stellte eine Leine dar, die ab der gedachten Rauchgrenze von einem Sicherungstrupp geführt wurde.

Trotz dieser Hindernisse gelangen allen Trupps echte „Einblicke in die Sichtlosigkeit“. In den meisten Fällen konnte unser Übungsdummy, dem Klaus die Stimme lieh (> hören!), aufgefunden werden. Im Umkleide-Container wurde währenddessen ein anderes Szenario durchgespielt: der Atemschutznotfall, bei dem ein Trupp in eine Notsituation geraten ist und von einem zweiten gerettet werden musste.

Einen Raum weiter wurde unter Timos Aufsicht der Umgang mit dem mobilen Rauchverschluss geübt. Gerade um in Mehrfamilienhäusern Fluchtwege rauchfrei zu halten, muss unser Angriffstrupp wissen, wie dieses Hilfsmittel eingesetzt wird. Und hinter dem Rauchverschluss erwartete uns die große Fahrzeughalle, hier mussten diesmal keine Personen, sondern eine Vielzahl von Gerätschaften gesucht und gefunden werden. Leon gelang es z.B., mit dem Stiel der mitgeführten Axt ein Hohlstrahlrohr auszumachen und es dann durch Abtasten zu identifizieren.

Der Übungsabend war für alle 17 Teilnehmer ein echter Erfolg. Gerade für die jungen Kameraden war es wichtig, eine Nullsichtsituation zu erleben, von den erfahreneren Truppführern zu lernen und ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie „groß“ plötzlich Räume werden können, wenn uns unser Hauptsinn nicht zur Verfügung steht. Um dann auch im Einsatz einen kühlen Kopf zu bewahren und mit möglichst wenig Atemluft auszukommen, müssen diese Abläufe immer wieder geübt werden. [AZ]